Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt

„Nirgendwo ist die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit dramatischer als beim Klimaschutz“, schreibt Vera Kern bei den Klimareportern. „Wie das Dilemma zu lösen wäre, zeigt eine neue Studie auf. Einige Ergebnisse sind erstaunlich.

Klimapolitik hat immer auch mit einem Dilemma zu tun, das kaum auflösbar erscheint. Dass mehr getan werden muss, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, sehen mittlerweile fast alle ein. Und befürworten das auch.

Doch sobald es konkret wird, regen sich Widerstände. Die Maßnahmen, die dann beschlossen werden, bleiben hinter dem zurück, was nötig wäre, um das 1,5-Grad-Ziel des Paris-Abkommens doch noch zu schaffen.

Zugleich wird die Zeit immer knapper, weil der Klimawandel dynamisch und nicht linear verläuft. Das kleinteilige Schritt-für-Schritt-Vorgehen bringt keinen Durchbruch, es macht wenig besser und vieles komplizierter. Die Frustration, die dadurch entsteht, untergräbt die Motivation für ein beherztes Vorgehen, das doch eigentlich alle wollen.

Forschende der Universität Hamburg haben nun erstmals Bilanz gezogen, wo wir auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung eigentlich stehen. Das Besondere: Sie gehen nicht der Frage nach, ob eine klimaneutrale Welt bis zur Mitte des Jahrhunderts technisch und ökonomisch möglich und erreichbar wäre. Das haben viele andere Studien bereits getan und sind zu einem klaren Ja gekommen.

Die Hamburger setzen mit ihrem „Climate Futures Outlook“ einen anderen Schwerpunkt und schließen damit eine Lücke. Sie blicken auf die gesellschaftlichen Faktoren, die die anstehende Transformation voranbringen oder eben ausbremsen können – von Politik und Wirtschaft über Konsumgewohnheiten bis hin zu Protestbewegungen und Bildung.

Das Fazit ist ernüchternd. Zwar hat sich schon einiges getan, doch bei Weitem nicht genug. Nach aktuellem Stand ist es „derzeit nicht plausibel“, dass bis 2050 eine vollständige Dekarbonisierung gelingt. In allen Bereichen der Gesellschaft müsste der Wandel „erheblich ehrgeiziger“ ausfallen, so die Studie, die nun jährlich fortgeschrieben werden soll. Ein echter Aufbruch wäre vonnöten.

Was die Bevölkerung will

  • kostenloser ÖPNV (84 Prozent)
  • staatliche Nothilfen für Unternehmen nur mit Klimaschutzauflagen (77)
  • Ende der Massentierhaltung, weniger Fleischproduktion (75)
  • vorgezogener Kohleausstieg (73)
  • Zusatzsteuer auf SUV (65)
  • allgemeines Tempolimit von 130 km/h (62)
  • Pflicht zur energetischen Sanierung für Hauseigentümer:innen (56)
  • Abschaffung der Inlandsflüge (55)
  • autofreie Stadtzentren (54)
  • höherer CO2-Preis (52)
  • Langfristiges Verbot der Neuzulassung von Pkws mit Benzin- und Dieselmotoren (39 Prozent)

Aus der Studie „Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland“. Die repräsentative Befragung fand vor einem halben Jahr durch das Meinunsforschungsinstitut Kantar statt.

Gesellschaftliche Typen

In der Studie werden sechs gesallschaftliche Typen analysiert. „In unserer 2019 veröffentlichten Studie „Die andere deutsche Teilung“ hatten wir anhand eines sozialpsychologischen Forschungsansatzes die folgenden sechs gesell-schaftlichen Typen innerhalb der Bevölkerung identifiziert, die aufgrund ihrer Werte und Grundüberzeugungen jeweils eine eigene charakteristische Sichtweise auf Gesell-schaft haben:“

  • Die Offenen (16 Prozent): Selbstentfaltung, Weltoffenheit, kritisches Denken
  • Die Involvierten (17 Prozent): Bürgersinn, Miteinander, Verteidigung von Er-rungenschaften
  • Die Etablierten (17 Prozent): Zufriedenheit, Verlässlichkeit, gesellschaftlicher Frieden
  • Die Pragmatischen (16 Prozent): Erfolg, privates Fortkommen, Kontrolle vor Vertrauen
  • Die Enttäuschten (14 Prozent): (verlorene) Gemeinschaft, (fehlende) Wertschät-zung, Gerechtigkeit
  • Die Wütenden (19 Prozent): Nationale Ordnung, Systemschelte, Misstraue
Die spannende Studie gibt es hier zum Download

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Dreiteilung der Gesellschaft 

Wer du wissen willst, welcher Typ du selber bist, kannst du hier das QUIZ machen: https://www.dieandereteilung.de/das-quiz/
https://www.moreincommon.de/media/leapg0va/more_in_common_studie_klima_zusammenhalt.pdf

Aus der Studie:

Aus der Dynamik dieser verschiedenen gesellschaftlichen Typen untereinander ergab sich darüber hinaus der Kernbefund einer derzeitigen Dreiteilung der Gesellschaft, die quer zu bis dato diskutierten Trennlinien in der Bevölkerung verläuft:

  • Die gesellschaftlichen Stabilisatoren, bestehend aus den Etablierten und den Involvierten (insgesamt 34 Prozent). Sie zeichnen sich insbesondere durch große Zufriedenheit, starke gesellschaftliche Einbindung und stabile Vertrauensbezüge aus. Während die Involvierten in politischer Hinsicht eher Parteien im progressi-ven Spektrum zuneigen, tendieren die wertkonservativen Etablierten stärker als andere Typen zu den Unionsparteien.
  • Die gesellschaftlichen Pole, bestehend aus den Offenen und den Wütenden (insgesamt 35 Prozent). Sie bilden die Extreme des gesellschaftlichen Diskurses und sind mit ihren Positionen öffentlich überdurchschnittlich präsent. Politisch unterstützen die Offenen in der Regel überdurchschnittlich oft die Grünen, wäh-rend die Wütenden stärker als alle anderen Typen zur AfD neigen.
  • Das unsichtbare Drittel, bestehend aus den Enttäuschten und den Pragmati-schen (insgesamt 30 Prozent). Sie sind sowohl menschlich als auch politisch wesentlich schlechter eingebunden und legen ein hohes Maß an gesellschaftli-cher Desorientierung an den Tag. Auf diese Weise fliegen sie „unter dem Radar“ der öffentlichen Aufmerksamkeit. Politisch sind sie häufig heimatlos oder neigen zur Nichtwahl. In ihren Reihen finden sich viele Jüngere und auch Menschen mit Migrationshintergrund.

Klima Union

Auch in die CDU kommt Bewegung: Die KlimaUnion wurde von Heinrich Strößenreuther gegründet. Er ist Umweltaktivist und Entwickler der Falschparker-App Wegeheld. Initiator vom Volksentscheid Fahrrad, Changing Cities e. V. und Radentscheiden. Er spielte die Entscheidende Rolle bei der Gründung von German Zero aus denen die Klimaentscheide in vielen Städten hervorgegangen sind. 2021 ist er der CDU beigetreten um sie von innen umzukrempeln. Man darf gespannt sein.

Weblink: Klima Union

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