Die stärkere Nutzung von Carsharing, insbesondere in Form von Freefloating-Angeboten, bietet ein großes Potenzial für die Abschaffung privater Pkw-Bestände und die Verlagerung des Motorisierten Individualverkehrs auf alternative Verkehrsmittel. Gerade in Städten könnte dadurch die Lebensqualität deutlich steigen. Und trotzdem ist der konkrete Beitrag, den Carsharing momentan in Städten leistet, bisher gering. Die vom Ifmo in Auftrag gegebene Studie untersucht, ob die Diskrepanz, die zwischen den Erwartungen in Carsharing und der Realität besteht, überwunden werden kann und welche Potenziale das Carsharing bietet.
Die Studie des Ifmo geht über bisherige Untersuchungen zu dem Thema hinaus. Sie legt einen Fokus auf die Unterscheidung von Nicht-Nutzern und den Nutzern stationsbasierter (SB) sowie von Freefloating (FF)-Angeboten. Darüber hinaus berücksichtigt sie die subjektiven Einstellungen der Befragten. Dabei werden deutliche Unterschiede in der Bereitschaft der Nutzergruppen zum Teilen von Fahrzeugen, bei der emotionalen Bindung an ein Fahrzeug sowie bei den zurückgelegten Wegen erkennbar. So haben SB-Nutzer beispielsweise keinerlei emotionale Bindung an ein Fahrzeug, sondern sehen dieses lediglich als Instrument an, um von A nach B zu kommen. FF-Nutzer legen hingegen großen Wert auf die symbolische Bedeutung eines Autos.
Durch eine genaue Betrachtung der unterschiedlichen Gruppen gehen die Forscher in der Studie der Fragestellung nach, ob Carsharing weiterhin eine Nische bleibt, die lediglich von Personen ohne emotionale Bindung an das Automobil gefüllt wird, oder als Erweiterung bestehender Mobilitätslösungen fungiert – oder ob hier ein Weg zur Reduktion des privaten PKW-Besitzes liegt.
Das Fazit der Forscher: die Nachfrage beim Carsharing steigt leicht, der im privaten Eigentum befindliche Pkw bleibt aber weiterhin für den Großteil der städtischen Bevölkerung von großer Bedeutung. Auch die Verfügbarkeit von Carsharing wird sich voraussichtlich nur graduell verbessern. FF-Anbieter werden bis 2025 voraussichtlich keine weiteren Städte erschließen, SB-Anbieter werden ihr Angebot in den Großstädten parallel zur leicht steigenden Nachfrage ausweiten. Carsharing bleibt den Ergebnissen der Studie zufolge also ein Nischenprodukt, das Angebot wird zwar erweitert, führt allerdings nicht zur nennenswerten Abschaffung des privaten Pkw in Großstädten.
Name der Publikation: Carsharing 2025 – Nische oder Mainstream?
Autoren: Sebastian Riegler, Maria Juschten, Reinhard Hössinger, Regine Gerike, Lars Rößger, Bernhard Schlag, Wilko Manz, Christoph Rentschler, Johanna Kopp
Download: ifmo_carsharing_2016.pdf
Link ifmo: ifmo/publikationen